Festakt

Jedes Jahr im Herbst findet der Festakt zur Eröffnung des Studienjahres statt.

Festakt am Samstag, 14. September 2024 (10:00 -13:00h)

Ort: Universität Luzern, Hörsaal 5, Frohburgstrasse 3, Luzern

10.00 Uhr Begrüssung

10.15 Uhr Prof. Dr. Giovanni Ventimiglia

11.15 Uhr Konzert

11.45 Uhr Apéro

 

Festakt am Samstag, 21. Oktober 2023

Bericht Festakt Luzerner Zeitung 2023

 

Festakt vom 24. September 2022

Digitale Transformation unserer Lebenswelten

Zum diesjährigen Festakt des Instituts Thérèse von Lisieux an der Uni Luzern vom Samstag, 24. September, begrüsste Pfarrer Ruedi Beck ein zahlreich erschienenes Publikum. Pfarrer Fulvio Gamba stellte den Gastreferenten, Prof. Dr. Peter Kirchschläger, Ordinarius für theologische Ethik an der Uni Luzern, vor, der zum Thema sprach: «Zunehmende digitale Transformation unserer Lebenswelten – ethische Überlegungen». Einleitend wies Gamba darauf hin, dass auch in unserer digitalisierten Welt immer noch der Mensch entscheide, wie weit er sich auf die Preisgabe seiner Daten im Internet einlasse. Trotz aller Vorteile seien die Nachteile nicht zu übersehen, und dazu benötigten wir Menschen einen klaren ethischen Kompass.

Freiheit und Moralfähigkeit – Alleinstellungsmerkmale des Menschen

Prof. Kirchschläger betonte, wie wichtig es sei, das positive Potential der Digitalisierung auszuschöpfen. Denn diese könne einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung leisten, etwa im Kampf gegen die Klimazerstörung. Und auch zur Bildung, die wir Menschen, auch und gerade in der direkten Demokratie, so dringend benötigen, um menschenwürdig leben zu können, könne die digitale Transformation einen positiven Beitrag leisten.

Wichtig sei aber, dass wir die Technologie und die Ethik von Anfang an in Austausch bringen. Die Ethik solle nicht re-agieren müssen, sondern in Interaktion mit der Technik gebracht werden.

In vielen Bereichen seien uns Maschinen und Künstliche Intelligenz heute weit überlegen, man denke etwa nur an die Schachweltmeister, die gegen die modernen Schachcomputer nur noch verlören. Es gebe aber genügend Bereiche, in welchen Maschinen den Menschen nicht ersetzen können: So könne ein Pflegeroboter zwar Emotionen antrainiert bekommen und auch mal weinen, wenn ein Patient weine, aber adäquat auf dessen Bedürfnisse einzugehen schaffe dieser nicht.

Was den Bereich der Moralfähigkeit betreffe, sei der Mensch der noch so gut programmierten Maschine meilenweit überlegen. Ethische Standards einzuhalten, bedürfe es der Freiheit des Menschen als Geschöpf Gottes.  Maschinen aber seien immer fremdbestimmt durch Menschen, weswegen man auch nicht von künstlicher Intelligenz sprechen sollte, sondern von datenbasierten Systemen.

Wir seien zwar die Herren der Welt, würden aber immer ohnmächtiger, weil wir die Macht an Maschinen abgeben und uns manipulieren lassen, nicht nur in politischen Entscheidungen, sondern  auch bei Konsumentscheidungen. So wüssten Marktforscher mit ihren datenbasierten Systemen oft besser als die erforschte Person selber, wie sie ticke.

Kirchschläger warnte auch davor, sich von Neurowissenschaftern einreden zu lassen, wir seien reine biochemische Prozesse. Darauf habe schon Immanuel Kant hingewiesen, denn dann wären ethisches  Denken und Handeln nicht möglich, etwa altruistisches Handeln.

Hätten also Maschinen keine Freiheit und keine Moralfähigkeit, wie anders der Mensch: Kreativ, voller sozialer Intelligenz, kann der Mensch, so er denn will, mit Ungewissheit umgehen, selber für sich herausfinden, was moralisch und ethisch richtig ist, um dann danach zu handeln.

Kirchschläger schlug vor, unsere Primarschulen zu bildschirmfreien Zonen zu erklären. Was eine Teilnehmerin im anschliessenden Apero mit der Bemerkung aufgriff, dass ja die IT-Gurus im Silicon Valley ihre Kinder alle in Waldorf-Schulen aufwachsen lassen, fern jeglicher IT, damit sie die Phantasie in der freien Natur schulen können. Zeit für PCs sei dann später noch genügend.

IT und Ethik

Datenbasierte Systeme brauchten Ethik und müssten auf den Menschenrechten fussen, so Kirchschläger weiter. Diese seien ja lediglich Minimalstandards und kein Luxus; wenn wir Menschen uns darauf einigen könnten, wäre schon viel gewonnen.

Kirchschläger, der auch das Fach Wirtschaftsethik abdeckt, wies darauf hin, dass Ethik auch vermehrt in wirtschaftlichen Prozessen zu verankern sei. So würden die Rohstoffe, die wir z.B. für unsere Handys und Computer brauchen, unter menschenunwürdigen Bedingungen gefördert.

Der Mensch sei weiterhin unabdingbar und nicht durch Maschinen zu ersetzen, wenn es um die Bewertung von Dual-Use-Praktiken gehe: IT kann die direkte Demokratie fördern, aber auch demokratische Ansätze im Keim ersticken. Drohnen können lebensrettend sein, aber auch als Killerdrohnen zur Tötung von Menschen eingesetzt werden.

Dass Daten heute gesammelt werden, sei Allgemeinwissen. Gerade in der Medizin könne das lebensrettend sein. Doch oft würden die ohne unser Wissen gesammelten Erkenntnisse über uns schlicht weiterverkauft. Dass wir da die Kontrolle zurückerhalten wollen, sei nur normal.

Aber IT führe doch zur Erleichterung diverser Arbeitsprozesse, heisse es oft. Falsch, meint Kirchschläger, IT ersetze oft die menschliche Arbeitskraft, ohne Ersatz zu schaffen. So hätten wir heute Wirtschaftswachstum bei gleichzeitiger Abnahme der Arbeitsplätze. An den Wertschöpfungsketten hätten immer weniger Menschen teil. Und: noch nie in der Wirtschaftsgeschichte hätten lediglich fünf grosse IT-Konzerne eine derart geballte Macht ausgespielt.

Wie also sei die Arbeit heute zu organisieren, dass die Menschen nicht nur physisch überleben, sondern auch menschenwürdig leben können?

Zwei Vorschläge für zwei brennende Fragen im Blick auf die Zukunft der Welt

Ein grosser Prozentsatz der heutigen Kinder werden nie in Arbeitsprozessen gebraucht werden! Was tun, damit sie nicht ein sinnentleertes Leben fristen müssen? Denn nach wie vor sei es doch so: An jedem Fest werden wir gefragt: «Was machst Du?» Immer würden wir unsere berufliche Tätigkeit nennen. Sie ist nach wie vor sinnstiftend. Keiner antworte mit Freizeitaktivitäten oder etwa Hinweisen auf die eigene Konfession. Ohne Arbeit würden uns aber auch der Arbeitsweg und der Arbeitsort fehlen. Auch würde man verlernen, mit Menschen auskommen zu müssen, deren Gesellschaft man sonst nie suchen würde. Ein Vorgang, der für den sozialen Kitt einer Gesellschaft von grosser Bedeutung sei. Das würde verhindert, wenn wir uns immer mehr isolierten, nicht mehr aus dem Haus gingen, in virtuellen Räumen uns wohler fühlten als realen.

Es gehe darum, künftig dafür zu sorgen, dass Menschen in unserer Gesellschaft Funktionen ausüben könnten, auch ohne bezahlten beruflichen Arbeitsplatz, etwa durch Aktivitäten im sozialen Bereich, bei der Unterstützung von Bergbauern, im Asyl-Bereich etc. Kirchschläger fasste seine Vorschläge unter dem Begriff SERT. Ein Modell, bei dem S für Society-, E für Entrepreneurship-, R für Research- und T für Time steht. So könnten die massiven Arbeitsplatzrückgänge bewältigt werden. SERT würde damit auch dem Problem entgegenwirken, das mit der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens auftauchen könnte, nämlich der Frage, ob Menschen sich dann noch der Aufgabe und Anstrengung unterziehen würden, sich unternehmerisch zu betätigen.

Abschliessend forderte Kirchschläger die Schaffung einer internationalen Datenagentur. Denn Datensicherheit lasse sich nicht individuell lösen, das gehe nur gesamtgesellschaftlich.

Unrealistisch? Nein, zeigte sich Kirchschläger überzeugt, bei der Kernenergie hätten wir das auch geschafft mittels der Internationalen Atomenergie-Behörde bei der Uno. Dasselbe müssten wir in der digitalen Welt fordern. Und: Wir würden darin unterstützt etwa auch durch Elon Musk. Musk sagt, Künstliche Intelligenz sei weitaus gefährlicher als Atomwaffen. Mit Bezug auf Stephen Hawkins, der gesagt hatte, künstliche Intelligenz könne das Beste werden für die Menschen, aber auch das Schlechteste, beschloss Kirchschläger seine eindrücklichen und mit unterhaltsamen Folien illustrierten Ausführungen. Bevor die Teilnehmenden zum Apéro im wunderschönen Lichthof der Uni schritten, kamen sie in den Genuss des Kinderchores der kath. Kirche Luzern. Die hellen Kinderstimmen liessen so manches Tränchen fliessen und bestärkten die Zuhörenden in der Entschlusskraft und im Glauben daran, dass sich die Zukunft human und prosozial gestalten lassen möge – gerade auch für diese künftige Generation!

Literaturverweis: Peter G. Kirchschläger. Digital Transformation and Ethics. Nomos Baden-Baden 2021.

Text und Bild: Thomas Schaffner, Historiker und Theologe. E-Mail:

 

Festakt vom 25. September 2021

Am 25. September konnte der Festakt des Instituts Thérèse von Lisieux im Pfarreisaal der Hofkirche Luzern stattfinden.

Gastredner war Prof. Dr. Thomas Schuhmacher, Professor für Exegese des Neuen Testaments in Fribourg und Direktor des Bibel+Orient-Museums. Prof. Schuhmacher hielt einen spannenden Vortrag zum Thema „Paulinisches Marketing“. Anhand der Areopagrede des Paulus in der Apostelgeschichte (Apg 17,22b –31) zeigte Prof. Schuhmacher unter Bezugnahme  philologischer  und archäologischer Erkenntnisse, die von ironischen Umkehrungen und anti-imperialer Kritik bestimmten Ausführungen des lukanischen Paulus auf. Im Anschluss an den Vortrag konnten die Teilnehmenden Wolfgang Siebers, Stiftsorganist,  Bach-Messiaen an der grossen Hoforgel lauschen. Der Festakt endete mit der Möglichkeit zum Austausch aller Gäste bei einem Apéro im Freien vor der Hofkirche.